Klimafolgen auch für Pullach?

Die letzten ungewöhnlich heißen Sommertage haben gezeigt, dass auch wir in Pullach vom Klimawandel definitiv nicht verschont werden. Weltweit überschlagen sich derzeit die Klimaextreme: Hitzewellen in Italien Griechenland und Spanien, sowie im Süden der USA, Überschwemmungen in Indien, rapide abschmelzende Polkappen usw. Und das dürfte erst der Anfang sein.
Weitere Superlative des Jahres: Der vergangene Juni war der heißeste jemals auf der Erde gemessene Monat und letzte Woche im Juli kamen die heißesten Tage dazu.

Selbst wenn es tatsächlich gelingen sollte, die hochgesteckten Klimaziele (z.B. Nullemission ab 2050, besser noch 2040) in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weltweit tatsächlich zu erreichen – was durchaus eine sehr optimistische Annahme ist – werden uns trotzdem die negativen Folgen des Klimawandels über Generationen hinweg begleiten und zunächst sogar zunehmen. Wissenschaftler befürchten sogar, dass wir vor einem sog. Kipppunkt in der Klimaentwicklung stehen, d.h., dass die Durchschnittstemperatur der Erde durch selbstverstärkende Effekte noch weit stärker ansteigen könnte, als ohnehin prognostiziert.

Natürlich ist es für Viele bequemer, den Kopf in den Sand zu stecken, nach dem Motto „Klimaänderungen hat´s in der Erdgeschichte schon immer gegeben“. So meinen immerhin 30% der Deutschen (laut Politbarometer des ZDF) immer noch, es gäbe gar keinen Klimawandel, obwohl der Zusammenhang zwischen menschengemachten CO2-Austoß und entsprechend schneller Erderwärmung eindeutig wissenschaftlich erwiesen ist.
D.h. wir brauchen jetzt dringend ein Umsteuern, eben die sog. Klimawende, wenn wir unseren Kindern und Kindeskindern eine halbwegs lebenswerte Welt hinterlassen wollen.
In diesem Sinne sind wir tatsächlich die „Last Generation“.

Diese Mammutaufgabe erfordert größte Anstrengungen aller staatlichen Stellen, aber auch jedes Einzelnen von uns und ist sicherlich nicht zum Nulltarif zu haben Leider ist festzustellen, dass sich der CO2 Ausstoß im letzten Jahr auch in Bayern sogar noch erhöht hat. Klimaziele setzen allein, genügt eben nicht.

Besonders bei den Sektoren Bau (verantwortlich für ca. 30% des CO2“ Ausstoßes), Mobilität (ca. 20%), der Rest bei Stromerzeugung und Industrie, die ja speziell in unserer Gemeinde sogar einen wesentlichen Anteil aller klimaschädlichen Emissionen mit über 70% verantwortet, ist ein schnelles und radikales Umdenken in der Energiepolitik erforderlich.
 
Im Sektor privater Haushalte stoßen die derzeit heftig diskutierte Gesetzesinitiative zu einem Heizungsgesetz leider bei verschiedenen Interessengruppen auf starke Gegenwehr. Dabei erzeugen allein die Heizungen in Deutschland ca. 10% aller CO2 Emissionen (Der Stromverbrauch ist darin noch nicht eingerechnet).

Den Gemeinden selbst fällt angesichts des unvermeidbaren Klimawandels zunehmend, neben der konsequenten lokalen Vermeidung von Treibhausgasemission, die Aufgabe zu, Konzepte für die bereits jetzt nicht mehr umkehrbaren Klimafolgen zu erarbeiten. U. a. betrifft dies die Themen Wassermanagement zur Sicherung des Grundwassers und dem Schutz vor Hochwasser durch Starkregenereignisse. So ist laut BR jede 4. bayrische Stadt von Überschwemmung besonders bedroht.
Auch die Vorsorge vor Hitzewellen und möglicher neuer Infektionskrankheiten ist hier ein durchaus ernstzunehmendes Thema.

Konkrete kommunale Maßnahmen sind z.B. die Entsiegelung und Begrünung möglichst großer Gemeindeflächen aber auch der konsequente Erhalt und die Neuaufforstung der Waldflächen in unserem Ortsgebiet.
Während unsere Gemeinde bei Starkregen vermutlich zunächst eher mit volllaufenden Kellern zu rechnen hat, dürften in Zukunft auch wir vom Verteilungskampf um trinkbares Wasser betroffen sein. Schon seit Jahren hat die benachbarte Landeshauptstadt größte Mühe den steigenden Trinkwasserbedarf der Stadt zu decken. Auch einige Gemeinden des Landkreises sind vom Mangel an trinkbarem Wasser bereits betroffen.

Auf Bundesebene wird dazu derzeit das sog. Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht. Die Umsetzung vor Ort ist aber auch hier wieder eine Aufgabe der Kommunen.
Derzeit werden dazu auch im Umweltamt der Gemeinde die Risiken, Auswirkungen und Anpassungspotentiale zu den Folgen des Klimawandels in Pullach ermittelt. Die Agenda 21 Pullach und andere Gruppierungen sind dabei eingebunden.

Agenda 21 Pullach
Peter Kloeber, Sprecher